Das Leben zur Spitalzeit (Verfasser: Wilhelm Böhm)
Das Lindauer Heilig Geist Spital war durch seinen ausgedehnten Grundbesitz Selbstversorger für etwa 100 Spitalbewohner, zahlreiche Dienstboten und die Großfamilie des Spitalammanns. Holz, Getreide, Gemüse, Milch, Fleisch, Fett, Obst und eben auch Wein wurde zur Selbstversorgung erzeugt bzw. verarbeitet. Bier war hier im Bodenseeraum unüblich.
Die vom Spital als größten Reblandbesitzer bebauten Rebflächen am heutigen bayerischen Bodenseeufer umfassten die Weinberge auf der Steig, im Wannental, in Aeschach, am Hoyerberg, am Diepolds- und Ringoldsberg, in Schachen/Ebnet und Degelstein, in Wasserburg, in Berg/Kressbronn, Betznau Laimnau und Hörbolz. Mehr als 300 000 Liter Wein konnten in den Kellern des Spitals eingelagert werden. Teils zum Eigenverbrauch, jedoch auch zum Handel und zum Verkauf in der Spitalischen Trinkstube. Jeder Spitalbewohner hatte Anspruch auf eine tägliche Weinration von einer Maß = 1 1/8 Liter. Hierzu darf bemerkt werden, dass die Qualität des damaligen Weines nicht mit der heutigen vergleichbar ist. Der Alkoholgehalt lag zu dieser Zeit bei ca. 7 bis 8 Prozent. Insgesamt verfügte das Spital über 90 Weinpressen die im Zuge der Säkularisation von der hospitalischen Ökonomieverwaltung verkauft werden mussten.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Weinbau am östlichen Bodensee aufgrund Pilzerkrankung/Wurzelreblaus komplett zum erliegen. Nahezu alle Torkel wurden abgebrochen, nur der hier stehende Hoyerbergtorkel ist als Technikdenkmal erhalten geblieben. .